Historie

Die Geschichte der Abwasserreinigung beginnt für die Stadt Mühlhausen Ende des 19. Jahrhundert, ein historisch gesehen vergleichsweise geringer Zeitraum. Ohne Zweifel aber ein wichtiges Ereignis, das mit der Inbetriebnahme der Kanalisation 1889 und einer mechanisch arbeitenden Kläranlage 1892 eine Wende im Denken der Stadtväter hin zur Schaffung hygienischerer Bedingungen für die Bürger der Stadt und die Anlieger am Unterlauf der Unstrut signalisierte. Mit dieser Haltung hat die Stadt Mühlhausen schon vor den meisten Gemeinden Thüringens, auch der Stadt Erfurt, Weitblick bewiesen.


Seitdem versuchten die Verantwortlichen je nach finanzieller Lage den sich ständig ändernden Anforderungen hinsichtlich der Anschlusswerte und der Reinigungsleistung gerecht zu werden.


Die Entwicklung der Stadtbevölkerung verlief dabei von 35 000 Einwohner (1910) über 45 000 Einwohner (1980) bis derzeit wieder 35 000 Einwohner vergleichsweise moderat, wurde aber von den Schmutzfrachten aus Industrie und Gewerbe (zusätzlich bis zu 125 000 Einwohnerwerte) in den 70er und 80er Jahren teilweise extrem überlagert. Hinzu kam der schwierige Charakter des Abwassers aus Färbeprozessen mit Schwefelfarbstoffen.


Nach einer Phase von 20 Jahren rein mechanischer Klärung erlebte die Abwasserreinigung von 1910 bis 1955 ihren ersten technischen Höhepunkt mit einer biologischen Teilreinigung von 70 % durch Schwachlasttropfkörper.


Die Zeit ab Anfang der 60er Jahre führte bei extrem ansteigenden Industrieabwassermengen zu einer massiven Schädigung des Ökosystems der Unstrut. Dieser Zustand fand erst im Jahr 1983 durch die Inbetriebnahme einer neuen mechanisch-biologischen Kläranlage mit einer Reinigungsleistung von 95 % sein Ende.
Die Schlammbehandlung war mit offenen Faulbehältern und großen Trockenbeetflächen der Schwachpunkt der Anlage.


Neue Möglichkeiten ab 1990 nutzend, wurde die Schlammbehandlung durch eine maschinelle Schlammentwässerung 1995 ergänzt und im gleichen Jahr den steigenden Umweltanforderungen durch den Bau einer Phosphorfällstation nachgekommen.


Ende der 90er Jahre begann die Planung für die Rekonstruktion, Erweiterung und damit die technische Ertüchtigung der vorhandenen Kläranlage zum Erreichen des geforderten Standes der Technik, basierend auf Vorgaben der Europäischen Union.


Der Ausbaugröße von 1983 und dem Bau eines Regenrückhaltebeckens vor der Kläranlage ist es geschuldet, dass die neuen abwassertechnischen Anforderungen zum Abbau des Stickstoffs im Wesentlichen in den vorhandenen Becken mit neuer Maschinen- und Steuertechnik realisiert werden konnten.
Für die Schlamm- und Gastechnik waren Neubauten auf vorhandenem Gelände notwendig.


Mit der Inbetriebnahme der neuen biologischen Stufe 2005 und der Schlamm-/Gasstrecke 2006 besitzt der Zweckverband Abwasserentsorgung Mühlhausen und Umlandgemeinden nunmehr eine Kläranlage, die zum einen die geforderten Ablaufwerte hinsichtlich Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor aber auch die sinnvolle Nutzung des anfallenden Faulgases für die Eigenstrom- und Eigenwärmeerzeugung garantiert. Da die gesamten Becken im freien Gefälle durchströmt werden, ist eine optimale Energiebilanz gegeben.


Eine hochmoderne komplexe Steuertechnik bildet dabei den Hintergrund für einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb.


Somit steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Verbandskläranlage Mühlhausen in würdiger Nachfolge zu den Anlagen des 19. und 20. Jahrhunderts.